Lange Zeit war man der Meinung, Psoriasis sei „nur“ eine Hautkrankheit. Inzwischen weiß man aber, dass die Plaques nur sichtbarer Ausdruck einer innerlichen Erkrankung sind. Die Schuppenflechte ist eine komplexe, chronisch-entzündliche Erkrankung, die auf einer Störung des körpereigenen Immunsystems beruht und den Gesamtorganismus betrifft. Dies hat zur Folge, dass die Psoriasis häufig mit Begleiterkrankungen einhergeht.
So besteht bei Psoriasis-Patient:innen ein erhöhtes Risiko für Diabetes, Herzerkrankungen und das sogenannte Metabolische Syndrom, einer Kombination aus Bluthochdruck, zu viel Bauchfett sowie erhöhten Blutzucker- und Blutfettwerten. Auch rheumatoide Arthritis und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen treten häufiger im Zusammenhang mit Psoriasis auf.1
Viele dieser Krankheiten scheinen auch untereinander in Verbindung zu stehen, die genauen Mechanismen sind allerdings noch ungeklärt.
Der Begriff „Metabolisches Syndrom“ beschreibt das Phänomen, dass bestimmte Stoffwechselstörungen häufig gemeinsam auftreten, und zwar Bluthochdruck sowie erhöhte Blutzucker- und Blutfettwerte bei gleichzeitig vermehrtem Bauchumfang. In den westlichen Industrienationen kommt diese Kombination recht häufig vor. Insbesondere Menschen, die sich falsch ernähren und wenig bewegen, laufen Gefahr, ein Metabolisches Syndrom zu entwickeln 2.
In einer großen US-amerikanischen Studie hatten 40 Prozent der Studienteilnehmer:innen mit Schuppenflechte ein Metabolisches Syndrom, von den Studienteilnehmer:innen ohne Psoriasis nur 23 Prozent 2.
Das Metabolische Syndrom scheint demnach unter Psoriasis-Patient:innen fast doppelt so häufig vorzukommen wie in der Normalbevölkerung. Als Ursache werden die chronischen Entzündungsprozesse bei der Psoriasis, aber auch gemeinsame genetische Risikofaktoren vermutet 2.
Ebenso besteht eine enge Verbindung zwischen Übergewicht und Schuppenflechte. In einer Studie mit 9.940 Psoriasis-Patient:innen in Deutschland waren 66,9 Prozent übergewichtig oder adipös – im Vergleich zu ca. 50 Prozent in der Allgemeinbevölkerung.
Ob allerdings das Übergewicht Folge oder Ursache der Schuppenflechte ist, bleibt vorerst unklar. Fest steht, dass Fettzellen neben ihrer Aufgabe der Energiespeicherung einen Einfluss auf die Entzündungsprozesse im Körper haben. Fettzellen setzen Botenstoffe frei, die nicht nur den Hunger verstärken und immer mehr Nahrung verlangen, sondern die auch das Immunsystem anregen, mehr entzündungsfördernde Substanzen freizusetzen. Dies könnte die Entzündung in der Haut befeuern, während die psoriatischen Entzündungsprozesse ihrerseits den Drang zur Nahrungsaufnahme verstärken. So entsteht offenbar ein Teufelskreis von Entzündung und Übergewicht, den es unbedingt zu durchbrechen gilt.
Für Patient:innen mit Schuppenflechte lohnt sich eine Gewichtsabnahme in doppelter Hinsicht: Zum einen trägt der Gewichtsverlust zur Verbesserung der Hauterkrankung bei. Zum anderen kann die Psoriasis-Behandlung besser wirken.3
Auch unabhängig vom Vorliegen eines Metabolischen Syndroms erkranken Psoriasis-Patient:innen häufiger an Diabetes als Nicht-Psoriatiker:innen. Forscher:innen vermuten hier ebenfalls einen Zusammenhang mit bestimmten Botenstoffen des Immunsystems. Diese Beziehung scheint im Falle einer schweren Schuppenflechte besonders ausgeprägt zu sein. Laut einer britischen Studie haben Patient:innen mit schwerer Psoriasis ein um 46 Prozent erhöhtes Risiko, an Diabetes zu erkranken 4.
Im Vergleich zu gesunden Personen weisen Menschen mit Psoriasis häufiger höhere Blutfettwerte auf 8. Hyperlipidämie ist eine Fettstoffwechselstörung, die sowohl durch genetische Veranlagung (primäre Hyperlipidämie) als auch durch erworbene Erkrankungen (sekundäre Hyperlipidämie) entstehen kann. Unter dem medizinischen Sammelbegriff werden die verschiedenen Fettstoffwechselstörungen, die mit einer Erhöhung der Blutfettwerte einhergehen, zusammengefasst. Mögliche Folgen einer Hyperlipidämie sind u. a. ein höheres Risiko für Arterienverkalkung (Arteriosklerose), koronare Herzkrankheiten und Durchblutungsstörungen 9.
Das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall oder Arterienverkalkung ist bei Patient:innen mit Schuppenflechte erhöht. Aber auch hier bleibt ungeklärt, in welcher Weise die Erkrankungen miteinander verknüpft sind.
Wissenschaftler:innen vermuten, dass das erhöhte Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht nur eine indirekte Folge von begünstigenden Faktoren wie Übergewicht, Rauchen oder mangelnder Bewegung ist, sondern in direktem Zusammenhang mit der Psoriasis steht. So zeigt eine Studie, dass im Vergleich zur Normalbevölkerung das Risiko eines Herzinfarkts bei jüngeren Patient:innen mit schwerer Psoriasis wesentlich höher ist als bei älteren Psoriasis-Patient:innen. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Schuppenflechte selbst ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist 5.
Bei ungefähr 20 Prozent der Patient:innen mit Schuppenflechte kommt es auch zu einer Entzündung im Bereich der Knochen und Gelenke, Sehnen und Bänder, der sogenannten Psoriasis-Arthritis (Gelenkschuppenflechte) 6. In diesem Fall gibt es deutliche Hinweise auf eine genetische Verbindung zwischen der Haut- und der Gelenkentzündung. Letztere tritt zumeist mehrere Jahre nach der Hauterkrankung auf. Gelegentlich kommt es aber auch vor, dass sich zunächst eine Psoriasis-Arthritis entwickelt und erst später die Hautveränderungen in Erscheinung treten 10.
Studien zeigen, dass Psoriasis-Patient:innen ein 2,5-fach höheres Risiko aufweisen, an Morbus Crohn zu erkranken, als Menschen ohne Schuppenflechte. Dieses erhöhte Gefährdungspotenzial bezieht sich im Übrigen auch auf andere entzündliche Erkrankungen des Verdauungstraktes wie etwa die Colitis ulcerosa (1,7-fach erhöhtes Risiko)4.
Mit Schuppenflechte machen Sie sich oft Sorgen darüber, dass sich andere Menschen – selbst Familienmitglieder und Freund:innen – durch die auffälligen Hautveränderungen abgestoßen fühlen könnten. Das Gefühl, der Erkrankung ohnmächtig und wehrlos ausgesetzt zu sein, verstärkt dabei häufig eine negative Stimmung, verbunden mit dem Gefühl der Erschöpfung und Resignation.
Studien zufolge leiden Patient:innen mit Psoriasis fast 1,6-mal häufiger an depressiven Störungen als nicht Betroffene 7. Depressive Störungen sind eine häufige Begleiterkrankung der Psoriasis.
Viele Betroffene machen die Erfahrung, dass immer dann neue Schübe auftreten, wenn sie sich psychisch sehr belastet fühlen und unter starkem Stress stehen. Der Abbau von Stress, z. B. durch Entspannungstechniken, hilft, mit der Erkrankung umzugehen. Auch die Kontaktaufnahme zu anderen Erkrankten mit Schuppenflechte, z. B. im Rahmen einer Selbsthilfeorganisation, kann helfen, mit der Krankheit selbstbewusster umzugehen. Sprechen Sie bitte Ihren Arzt / Ihre Ärztin an, wenn Sie sich psychisch sehr belastet fühlen.